Der konfliktreiche Abschied vom Erdgas

Die Stadt Basel will künftig ohne fossile Energien heizen. Nun gibt es heftige Kritik von Grosskunden und vom Preisüberwacher. Die gleichen Probleme drohen auch in anderen Gemeinden.

Erdgas darf in unserem Energiesystem der Zukunft nur noch eine kleine Rolle spielen, wenn die Schweiz 2050 tatsächlich klimaneutral sein will. Doch einfach wird der Ausstieg nicht. Erdgas ist nach Erdöl und Strom der drittwichtigste Energieträger der Schweiz. Zehntausende Industrieunternehmen und Hunderttausende Private nutzen ihn. Wie sollen sie zum Umstieg gebracht werden?

Daran entzündet sich Streit, wie sich an den Industriellen Werken Basel (IWB) zeigt. Der Versorger der Stadt Basel, der auch im Umland aktiv ist, hat angesichts des absehbaren Gasausstiegs ein neues Preismodell beschlossen. Und damit heftige Kritik des Preisüberwachers und von Grosskunden ausgelöst.

Für die Berechnung der neuen Tarife haben die IWB die Abschreibungsdauer der Leitungen und Anlagen reduziert. Anstatt 80 Jahre beträgt sie nur noch 50 Jahre. Was nach einer banalen buchhalterischen Umstellung tönt, hat direkte Konsequenzen für die Bezüger: Sie müssen künftig deutlich mehr für die Nutzung des Gasnetzes bezahlen.

Was den Gasversorgern in der Schweiz bevorsteht, lässt sich auch in einem kürzlich veröffentlichten Bericht der Metropolitankonferenz Zürich nachlesen: Strengere Bauvorschriften und Förderprogramme führen dazu, dass Hauseigentümer auf Fernwärme oder Wärmepumpen umsteigen. Damit gehen diese der Gasversorgung «als Kunden verloren». Wer am Gasnetz bleibt, trägt die Folgen: Die Netzkosten «bleiben gleich hoch und müssen auf weniger Absatz verteilt werden». Wer als Gasbezüger dann etwas fürs Klima tun will, kann zwar einen Anteil Biogas verbrennen – doch dieses ist teurer.


Versorgungssicherheit: Der Bund prüft spezielle Gaskraftwerke

Sogenannte Gas-Peaker könnten die Stromversorgung bei Knappheit stützen. Der Bund will zudem einen tieferen Stromverbrauch im Winter. Mit dem Rahmenabkommen ist auch das Stromabkommen mit der EU gescheitert. Damit wird noch unsicherer, ob die Schweiz künftig genug Strom wird importieren können. Der Bund reagiert nun und prüft eine Reihe von Gegenmassnahmen. Eine ist der Bau mehrerer Gas-Peaker-Kraftwerke. «Sie sind eine Option, die derzeit näher angeschaut wird», bestätigt Marianne Zünd, Sprecherin des Bundesamtes für Energie (BfE). Gas-Peaker –übersetzt «Gaskraftwerke für die Abdeckung von Verbrauchsspitzen» – kommen nur bei Engpässen zum Einsatz. Die übrige Zeit sind sie im Stand-by. In den USA gibt es rund 1000 solcher Kraftwerke.

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Quelle: NZZ am Sontag / 10. Juli 2021 / Jürg Meier